[ formung ]
Musikinstrumente sind mit die am kompliziertesten geformten Objekte, die je aus Holz gefertigt wurden und erfordern daher Bearbeitungstechniken, wie sie in den meisten Bereichen der Holzbearbeitung unüblich sind. Eine dieser Techniken ist das Biegen von Holz. Es gibt einige Techniken, mit deren Hilfe Holz gebogen werden kann ohne dabei unnötig Schaden zu verursachen.
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Parallelschlitze
Bei dieser Technik, werden viele parallele Schlitze nahe beieinander fast durch die gesamte Materialdicke gesägt. Dies schwächt die eine Seite so sehr, dass das Holz kalt gebogen werden kann. Diese Technik wird häufig verwendet, bei der Auskleidung einer Gitarre. Der so bearbeitete Holzstreifen ist sehr schwach, da er nun praktisch aus einer Reihe von separaten kleinen Blöcken besteht, aber er ist ideal für die Innenverkleidung einer Gitarre.
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Heizung
Einige Hölzer besitzen eine Eigenschaft, die dem Gitarrenbauer sehr gelegen kommt. Sie verhalten sich fast wie Thermoplaste, so dass sie eine neue Form annehmen können, wenn sie aufgeheizt werden und beim Abkühlen in dieser Form erstarren. Das funktioniert so ähnlich wie das Wiederaufwärmen einer Schale kalter Spaghetti. Die einzelnen Stränge oder Fasern werden wieder flexibel und können übereinander gleiten. Bei Abkühlung erhöht sich die Reibung und das Material verfestigt sich in seiner neuen Form. Vor Erfindung der Elektrizität, haben Gitarrenbauer ihre hölzernen Teile z. B. rund um das Abgasrohr ihres Herdes gebogen. Genau wie beim Bügeln Ihrer Hemden passiert sehr wenig, wenn das Eisen ist zu kalt ist, ist es aber zu heiß, es hinterlässt es böse Verbrennungsspuren. Dank der Wunder der Elektrizität, haben wir jetzt thermostatisch gesteuerte Formeisen, die uns das Leben erleichtern. Sie sehen aus wie kleine Metalldosen und können sehr genau kontrolliert werden. Dampf und trockene Strahlungswärme funktionieren ebenfalls und werden manchmal verwendet.
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Einweichen
Holz und Papier sind verwandte Stoffe, so kann man sich leicht vorstellen, was passiert, wenn Holz in Wasser eingeweicht wird. Der Effekt ist bei Holz weniger extrem als bei Papier, aber auch die Zellen des Holzes absorbieren Wasser, quellen auf und werden dabei biegsamer. So kann das Brett kalt gebogen werden, was weniger Schäden verursacht. Diese Technik wurde gelegentlich von Cembalobauern angewandt, um gebogene Seitenwände zu fertigen. Sie befestigten dazu das eingeweichte Holz am starren Rahmen des Spinetts, um es in der gewünschten Form zu halten. Interessanter weise, behält das so behandelte Holz seine Form nicht so nachhaltig wie bei heißem Biegen, sondern kehrt sogar Jahrhunderte später mehr oder weniger in seine ursprünglich gerade Form zurück, wenn es vom starren Rahmen gelöst wird.
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Formung
Dies ist eine Technik, die häufiger von Möbeltischlern angewandt wird, aber gelegentlich werden auch Instrumente so gefertigt. Das Prinzip ist einfach, wenn Materialien sehr dünn sind, werden sie zunehmend flexibel. Man denke nur an ein Lineal. In der einen Richtung ist es sehr steif, aber wenn Sie es entlang der schmalen Kante biegen, so ist das sehr leicht. So ist es auch mit Holz. Wenn das Material in Furnier ähnliche, dünne Blätter geschnitten wird, geht alle Steifheit verloren. Das Holz verhält sich nun wie die Blätter eines Buches, jedes gleitet einfach über seinen Nachbarn. Der Trick besteht darin, nun diese Blätter in der gewünschten Krümmung zu verleimen. Die gewünschte Form wird mit Hilfe eines soliden geformten Blocks erzielt. Wenn der ganze Stapel geleimter Furnierblätter in seiner neuen Form verfestigt ist, ist diese neue Form sehr belastbar. Man sieht nur noch an den Kanten, dass es sich nicht um ein einzelnes gebogenes Brett handelt. Dort ist die Körnung gestreift und fließt nicht kontinuierlich wie in einem Stück Massivholz. Die meisten modernen geschwungenen Holzstühle werden in dieser Weise gefertigt.